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Gegendarstellung: Die „Weltwoche“ behauptet – und das sind die Tatsachen

Die „Weltwoche“ hat in zwei Ausgaben die Tsunami-Hilfe der Schweiz und von Schweizer Hilfswerken massiv angegriffen. Die Artikel beinhalten Unwahrheiten, falsche Angaben und böswillige Verzerrungen. Da die Weltwoche sich weigert, eine Gegendarstellung des Konsortiums (DEZA, SRK, HEKS, Glückskette) zu publizieren, veröffentlichen wir die folgende Stellungnahme hier im Internet:

Die „Weltwoche“ behauptet, die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), Bundesrätin Micheline Calmy-Rey, habe im Zusammenhang mit der Tsunami-Hilfe Gelder versprochen, die nicht vorhanden gewesen seien. Der Bundesrat hatte jedoch bereits vier Tage nach der Tsunami- Katastrophe einen Nothilfe-Zusatzkredit für die Humanitäre Hilfe des Bundes von 25 Millionen Franken gesprochen. Zusammen mit weiteren Mitteln der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) standen insgesamt 35 Mio. CHF zur Verfügung. Tatsache ist, dass Gelder sehr wohl und genügend vorhanden waren. Wenn weitere Hilfsorganisationen sich zum Beispiel im DEZA-Projekt „Fischerdörfer“ in Thailand mitbeteiligten, sollte vielmehr eine gesamtschweizerische Solidarität gezeigt werden.

Die „Weltwoche“ behauptet, das Schweizerische Konsortium habe sich am „Cash for Repair and Reconstruction“ (CfRR)-Programm in Sri Lanka beteiligt, obwohl dieses durch andere Institutionen – wie z.B. der Weltbank – bereits vollständig finanziert gewesen sei. Richtig ist, dass die Srilankische Regierung in einem Schreiben vom 2.3.2005 die Schweiz ersucht hatte, sich am CfRR Programm zu beteiligen. Die Weltbank stellte nur eine teilweise Finanzierung in Aussicht. Die Mitfinanzierung durch die Schweiz war und ist notwendig und in Zusammenarbeit mit andern Geldgebern sinnvoll.

In der „Weltwoche“ liest man weiter, vielerorts sei Missbrauch betrieben worden und die Hilfsorganisationen hätten wissentlich nichts dagegen unternommen. Diese Behauptung ist absurd: Gerade um Missbrauch zu vermeiden hat das Konsortium zahlreiche Massnahmen getroffen, wie Absicherungen durch Vereinbarungen und Verträge, unabhängige Evaluationen, Überprüfungen der Geldflüsse und eine enge Begleitung vor Ort etc. Mehrere externe Überprüfungen weisen auf kritische Punkte hin, attestieren den Programmen generell jedoch eine gute Qualität und hohe Effizienz. In den Berichten enthaltene Verbesserungsvorschläge wurden laufend berücksichtigt. So wurden z.B. Auszahlungen an Begünstigte verweigert oder in gewissen Fällen zurückgefordert. Der Vorwurf, die Verantwortlichen in der Schweiz hätten auf Meldungen der Delegierten in Sri Lanka nicht gebührend reagiert, kann anhand zahlreicher Dokumente widerlegt werden.

Wie genau die „Weltwoche“ recherchiert zeigt sich an der falschen Behauptung, die Glückskette habe „statutenwidrig“ ein Projekt der DEZA in Thailand unterstützt, da sie nur mit Nichtregierungsorganisationen (NGOs) zusammenarbeiten dürfe. Mit der Formulierung, die Glückskette arbeite „in der Regel“ mit Schweizer NGOs zusammen (Statuten Art. 3.2), ist diese Ausnahme sogar vorgesehen und sie wurde auch schon früher mehrmals praktiziert. Letztlich geht es ja darum, Opfern von Katastrophen jeweils auf dem bestmöglichen Weg zu helfen.

Der Artikel erwähnt eine Reihe von Fällen, bei denen Tsunami-Opfer angeblich Entschädigungen von 1000 USD erhielten, obwohl ihre Häuser nur geringfügig zerstört waren. Fakt ist, dass in den beiden CfRR-Programmen von Matara und Trincomalee unter Schweizer Mithilfe insgesamt rund 10’700 Häuser für mehr als 50’000 Menschen repariert und wieder aufgebaut werden. Im landesweiten Konzept der CfRR Programms wurde bewusst auch eine Kategorie für Begünstigte mit lediglich „beschädigten“ Häusern geschaffen. Dies berücksichtigt den Umstand, dass es sich dabei grundsätzlich um Menschen handelt, die vom Tsunami schwer getroffen wurden und grösstenteils in bescheidenen Verhältnissen leben. Selbst wenn es zu einzelnen Missbräuchen gekommen sein sollte – hier von breiter „Korruption“ zu sprechen, ist nicht nur zynisch sondern menschenverachtend.

Von Beginn an war klar, dass die von der Regierung Sri Lankas vorgegebenen 2500 USD pro Haus nicht ausreichen würden, um alle Arbeiten fertig zu stellen – vor allem bei der in solchen Situationen bekannten Teuerung auf dem Baumarkt. Deshalb haben andere Hilfsorganisationen in beiden Projekten mit Zusatzbeträgen ausgeholfen. Dass es dabei in Einzelfällen zu einer Mehrfachbegünstigung kam, kann nicht ganz ausgeschlossen werden. Jedoch generell von „Missbrauch in Millionenhöhe“ zu reden ist eine weitere unzulässige Verzerrung.

Die „Weltwoche“ behauptet, zwei Mitarbeiter seien entlassen worden, um sie mundtot zu machen, weil sie sich kritisch geäussert hätten. Die Entlassung eines Delegierten des Schweiz. Roten Kreuzes (SRK) hatte andere Gründe, (die wegen des Persönlichkeitsschutzes hier nicht aufgeführt werden können). Beim Mitarbeiter des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS) wurde ein zeitlich beschränkter Auftrag nicht erneuert, unter anderem, weil der Mitarbeiter Vorgaben seines Arbeitgebers mehrmals missachtete. Die von den beiden ehemaligen Mitarbeitern erhobenen Vorwürfe betrafen zudem genau ihren eigenen Aufgabenbereiche und jene Pflichten, wofür sie angestellt und verantwortlich waren……

Die in der „Weltwoche“ zitierte Aussage von Glückskette-Direktor Bollmann „Wenn jetzt die Presse hier wäre….“ galt der einseitigen Beschriftung (Visibility) von Häusern vor Ort. Daraus abzuleiten, die Verantwortlichen seien über allfällige Unregelmässigkeiten im Bild gewesen, ist zurechtgebogen, das Zitat aus dem Zusammenhang gerissen.

Die „Weltwoche“ wirft dem Konsortium weiter vor, der zu langsame Fortschritt habe – wegen der Inflation in Sri Lanka – hohe Geldsummen „vernichtet“. Tatsache ist, dass der Baufortschritt des Schweizerischen CfRR Programmes in Matara und Trincomalee schneller war als die Programme anderer Akteure in allen übrigen Distrikten. Dies wird bestätigt durch den öffentlich zugänglichen „Joint Report of the Government of Sri Lanka und Development Partners“ vom Dezember 2006. Nach jeder Katastrophe steigen die Preise auf dem Baumarkt rasant: Doch darf dies ja wohl kein Grund sein, alles Geld möglichst rasch und planlos auszugeben.

Die „Weltwoche“ verschweigt dagegen tunlichst, dass der Wechselkurs der Srilankischen Rupie sich gleichzeitig mit der Inflation so veränderte, dass mögliche Inflationsverluste weitgehend wieder ausgeglichen wurden.

Die „Weltwoche“ behauptet zudem, die Glückskette habe Ende 2006 erst die Hälfte der Tsunami-Spenden ausgegeben, was den schleppenden Gang der Arbeiten beweise. Die Glückskette hatte bis zu diesem Zeitpunkt bereits Projekte für knapp 198 Mio. CHF genehmigt – dies entspricht 86% der Spenden! Zur besseren Kontrolle und Einflussnahme bezahlt die Glückskette ihre Beiträge allerdings in Raten aus. Noch nicht ausbezahltes Geld als Gradmesser für den Baufortschritt zu verwenden, ist dementsprechend aussagelos.

Die Glückskette hat – für Soforthilfe, Wiederaufbau und nachhaltige Folgeprojekte – immer von einem Zeitraum von 3 bis 5 Jahren in der Tsunami-Hilfe gesprochen; sie hat auf diesen Fahrplan zurzeit sogar noch Vorsprung.

Wie genau es die „Weltwoche“ mit Tatsachen so hält, zeigt ein weiteres, an und für sich unwesentliches Detail: Der von der Schweizer Delegation „eigens gemietete Jet von Colombo nach Matara“ (Zitat!) war in Tat und Wahrheit eine alte Propeller- Maschine aus dem Jahre 1958 und der im Flugplan der SriLankan Airways vorgesehene Taxi-Flug wurde mit ganz normalen Tickets zum regulären Preis bezahlt.

Wenn Tatsachen nicht mehr ausreichen, kann man ja auch mit Halbwahrheiten Stimmung machen…