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Studie zu Coronavirus Schweiz: Hilfe zeigt Wirkung

Dank der beeindruckenden Solidarität der Schweizer Bevölkerung erreichte die Sammlung «Coronavirus Schweiz» einen Sammelstand von 43,5 Millionen Franken. Eine unabhängige Studie untersuchte die Wirkung dieser Hilfe und zeigt, dass unter den Hilfesuchenden während der Coronakrise der Anteil Erwerbstätiger, Männer, Minderjähriger und Menschen mit Behinderungen angestiegen ist, die meisten Menschen jedoch mühelos zu Hilfe kamen. Ausnahmen bildeten Personen, die vor dem Lockdown von keiner Einrichtung betreut wurden oder keinen Anspruch auf öffentliche Hilfe hatten.

Anfang September 2020 beauftragte die Glückskette Prof. Dr. Matthias Drilling von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und Jean-Pierre Tabin von der Hochschule für Soziale Arbeit und Gesundheit in Lausanne (HETSL) mit der Studie. Sie ging unter anderem der Frage nach, ob Menschen, die aufgrund der Krisensituation in Not gerieten, einfach Zugang zu Hilfe hatten. Zudem wurden die Bedürfnisse der unterstützen Organisationen eruiert, um in einer ähnlichen Krise noch effizienter zu handeln. Von den 108 Organisationen, die zum Zeitpunkt der Umfrage von der Glückskette unterstützt wurden, nahmen 69 an der Onlineumfrage teil. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 64 Prozent.

Unkomplizierte Unterstützung durch die Glückskette begrüsst

Zu den dringendsten Bedürfnissen der Hilfesuchenden zählten Nahrungsmittel und finanzielle Unterstützung. Dies bestätigt auch Markus Mader, Direktor des Schweizerischen Roten Kreuzes. «Dank der grossen Solidarität der Schweizer Bevölkerung konnte das SRK schnell und unkompliziert 14’000 Personen finanziell unterstützen. Bezahlt wurden Mietkosten, Gesundheitskosten oder auch Lebensmittel.»

Das rasche Handeln der Glückskette und das unkomplizierte Vorgehen wurde bei den befragten Organisationen besonders hervorgehoben. Hüseyin Haskaya vom Verein Treffpunkt Glaibasel, einer Anlaufstelle für Benachteiligte, Armutsbetroffene und Obdachlose in Basel, erklärt: «Wir schätzten sehr, dass wir rasch und ohne grossen administrativen Aufwand unterstützt wurden. Auch, dass die Glückskette ihre Unterstützung auf kleinere Organisationen ausgedehnt hat, ist sehr positiv.» Kleine Basisorganisationen wie der Treffpunkt Glaibasel trugen massgeblich dazu bei, dass Menschen nicht durch die Maschen des sozialen Netzes fielen.

Zwar konnten die dringendsten Bedürfnisse gedeckt werden, die soziale Hilfe kam aber bei vielen Organisationen zu kurz. Kontakte, persönliche Gespräche und ein offenes Ohr waren vor allem im Lockdown, aber auch wegen des fehlenden Personals nicht oder nur beschränkt möglich. Deutlich wurde auch der Umstand, dass Personen, die vor dem Lockdown von keiner Einrichtung betreut wurden (z. B. Jenische und Hausangestellte) oder keinen Anspruch auf öffentliche Hilfe hatten (z. B. Sexarbeiter*innen und Migrant*innen ohne Papiere), erschwerten Zugang zu Hilfe hatte.

Bereit für eine nächste Krise?

Auf die Heftigkeit der Krise und die riesigen Bedürfnisse, die abgedeckt werden mussten, waren viele Organisationen nicht vorbereitet. Zwar verfügen vor allem grössere Organisationen über ein Krisenmanagement, dennoch war die Lage neu und unerprobt.

Laut Studie wünschen sich die Organisationen im Falle einer weiteren Krise eine verbesserte Koordination der Aktionen und eine klare Aufgabenteilung zwischen den Organisationen auf regionaler und kantonaler Ebene. Weiter fordern die Organisationen, dass die staatliche Unterstützung geklärt wird und klare gesetzliche Rahmenbedingungen für ihre Tätigkeit gesetzt werden. Offen bleibt für viele, vor allem kleinere Organisationen, wie die weiterführende Hilfe finanziert werden soll, denn «die Krise ist längst nicht vorbei», sagt Beatrice Bänninger von Solidara Zürich. Nebst der Hilfe für Bedürftige brauche es Mittel, um qualifiziertes Personal einzustellen und Infrastrukturkosten zu decken.

Fazit für die Glückskette

«Wir haben in dieser Krise schnell und unbürokratisch reagiert», sagt Fabienne Vermeulen, Glückskette-Programmverantwortliche Schweiz. Das sei von den Organisationen sehr geschätzt worden. «In der Krisenbewältigung haben sich aber die Grenzen eines Systems gezeigt, in dem kleinere privat getragene Organisationen diese essenziellen Aufgaben übernehmen. Es fehlten vielerorts die Ressourcen zur Deckung der erhöhten Struktur- und Personalkosten.» So wiesen auch einige Organisationen auf den Umstand hin, dass die Glückskette in der Coronakrise Aufgaben übernommen habe, die eigentlich der Staat erfüllen müsste.

Bemerkenswerte Solidarität für die Ärmsten dieser Welt

Bei allen Auswertungen zur Hilfe in der Schweiz darf die weltweite Krise, die das Coronavirus verursacht, nicht vergessen gehen. Millionen von Menschen lebten schon vor der Pandemie in verheerenden Verhältnissen. Für viele von ihnen haben sich die Lebensbedingungen in der Krise weiter verschlechtert. Der nationale Solidaritätstag vom 22. Oktober 2020 setzte einen Anfangspunkt, um den Ärmsten dieser Welt zu helfen. Seither wurden der Glückskette 14,5 Millionen Franken anvertraut. Die Stiftung unterstützte mit bisher 12,1 Millionen Franken 37 Hilfsprojekte in 18 Ländern. Verantwortlich für die Projektumsetzungen sind 22  Partnerorganisationen.

Kennzahlen zur Sammlung «Coronavirus Schweiz»

  • Sammelstand im Oktober 2021: 43,5 Mio. CHF
  • Eingesetzte Spenden bis Oktober 2021: 40,1 Mio. CHF
  • 129 nationale, regionale und lokale Organisationen arbeiten in der Schweiz mit der Glückskette zusammen.
  • 209 Projekte wurden unterstützt, vor allem Nahrungsmittelhilfe, finanzielle Hilfe und Dienstleistungen wie Transport, Pflege oder Einkauf.

 

Mehr Infos zur Studie «Coronahilfe Schweiz»